Wer die Arbeitgebermarke nachhaltig stärken will, muss mehr machen, als in Klimaprojekte und Initiativen zu investieren. Unternehmen müssen klar, offen und vor allem glaubwürdig kommunizieren, was sie tun und warum.
Als Arbeitgeber reicht es heute nicht mehr, einfach „nur“ attraktive Gehälter und Benefits zu bieten. Die Ansprüche an Unternehmen sind gestiegen, und zwar maßgeblich. Es sind die Werte und die Kultur eines Unternehmens, die eine tiefe Resonanz bei den Mitarbeitenden erzeugen und so zu einer starken Arbeitgebermarke führen. In der heutigen Zeit spielen Nachhaltigkeit und die Environment Social Governance (ESG)-Ziele dabei eine entscheidende Rolle. Die diesjährige Klima-Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) unterstreicht diesen Trend: 57 Prozent der Deutschen sehen im Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, wobei mehr als 75 Prozent davon überzeugt sind, mit ihrem Verhalten dagegen etwas tun zu können. Nachhaltigkeit steht für den bewussten Umgang mit Ressourcen, faire Produktionsbedingungen sowie umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Mit solchen Maßnahmen leistet ein Unternehmen nicht nur einen sozialen und ökologischen Beitrag, sondern kann auch in der Wahrnehmung potenzieller Kandidat:innen punkten.
Was bedeutet das für das Recruiting?
Damit ist Nachhaltigkeit im Employer Branding keine „nette Idee“, sie ist ein Muss. Die Auswirkungen einer nachhaltigen Arbeitgebermarke zeigen sich besonders deutlich im Recruiting: Die meisten Befragten erwarten schon jetzt von potenziellen Arbeitgebenden, dass diese „grün“ sind. Für zehn Prozent der Jobsuchenden in Deutschland hat Nachhaltigkeit sogar Priorität. Diese mehrheitliche Meinung findet sich im gesamten politischen Spektrum und in allen Einkommensgruppen. Bei den 20- bis 29-Jährigen, die in der Regel erstmals eine Stelle suchen, bezeichnen sogar mehr als drei Viertel ökologisches Bewusstsein als wichtigen Faktor bei der Job-Wahl. Damit wird Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden Faktor im Wettbewerb um Talente. Arbeitgebende, die ihre grünen Werte und Maßnahmen nach außen tragen, ziehen daher engagierte und qualifizierte Kandidat:innen an.
Weltweit gesehen wird sich diese Entwicklung mit der nachkommenden Generation noch verstärken: Denn junge Menschen sind besorgt, was die Zukunft angeht – und zwar so sehr, dass es ihren Alltag beeinträchtigen kann. Dies bestätigt die bisher größte, wissenschaftliche Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Psyche junger Menschen. Befragt wurden 10.000 Kinder und Jugendliche aus zehn verschiedenen Ländern, darunter Brasilien, Frankreich, Großbritannien und die USA. Die nächste Generation wird also genau darauf achten, wie grün das Unternehmen wirtschaftet, an das sie sich bindet. Allerdings finden es Stellensuchende in Deutschland heute noch schwierig, sich über das ökologische Bewusstsein und die nachhaltigen Aktivitäten einer Firma zu informieren. Zu untergeordnet werden nachhaltige Themen dargestellt, wenn überhaupt. Unternehmen müssen also nicht nur ihre Werte und Kultur auf Nachhaltigkeit ausrichten, sondern diese auch offen ansprechen.
Wie können wir Nachhaltigkeit wirksam kommunizieren?
Mit Ehrlichkeit – und indem wir die Bedürfnisse der klimabewussten Talente ernst nehmen. Dahinter muss allerdings eine passende Kommunikationsstrategie stecken, um zu gewährleisten, dass nicht versehentlich ein Greenwashing-Vorwurf entsteht oder es zu anderen Missverständnissen kommt. Greenwashing – also die Praxis, „grüne“ Maßnahmen aus rein marketingtechnischen Überlegungen heraus zu setzen – kann die Reputation eines Arbeitgebenden beschädigen. Um dies zu vermeiden, kann eine externe Kommunikationsberatung bei der Strategieentwicklung unterstützen. Auf dem Weg zu einer wirksamen, da glaubwürdigen, Nachhaltigkeitskommunikation muss das ganze Unternehmen mitziehen. Es kann nicht nur als Trendthema oder Stichwortgeber fungieren.
Ist die Strategie festgelegt und in der Umsetzung, lässt sich das Engagement glaubwürdig nach außen tragen. Hier sind die wichtigsten Tipps:
- Geben Sie in der Stellenbeschreibung/Ausschreibung eine kurze Einführung in Ihr Unternehmen, in der Sie Ihre Nachhaltigkeitsziele und -werte vermitteln. Dies gibt einen ersten Einblick in die Unternehmenskultur und -werte.
- Die Website ist die Visitenkarte Ihrer Firma. Präsentieren Sie Nachhaltigkeitsstrategie und -maßnahmen prominent und berichten Sie regelmäßig über Fortschritte und Erfolge.
- Erwähnen Sie konkrete Beispiele für Projekte oder Initiativen wie Energiesparmaßnahmen oder soziale sowie ökologische Projekte, die die Gemeinschaft unterstützen.
- Zeigen Sie, wie und dass Mitarbeitende sich an den Nachhaltigkeitsbemühungen beteiligen: Dies beinhaltet Freiwilligenarbeit, Schulungsprogramme oder klimafreundliche Praktiken am Arbeitsplatz.
- Renommierte Siegel und Zertifikate unterstreichen die Glaubwürdigkeit. Sorgen Sie dafür, dass diese sichtbar sind.
- Die sozialen Netzwerke sind ideal, um nachhaltige Projekte und Aktivitäten zu zeigen. Führen Sie Dialoge, regen Sie zu Diskussionen an und animieren Sie einen regen Austausch. Positionieren Sie sich als Meinungsführer.
- Plattformen wie Kununu oder Glassdoor dienen ebenfalls dazu, die nachhaltige Ausrichtung hervorzuheben und transparente Einblicke in Ihr Unternehmen zu geben. Nutzen Sie diese.
Welche Unternehmen machen es schon gut?
Die EIB selbst demonstriert auf ihrer Website, wie tief klimabewusstes Verhalten im Unternehmenskern verankert ist. Aber auch IT-Firmen engagieren sich: Der Softwareanbieter NetApp stellt zum Beispiel neue Verfahren vor, mit denen Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck in hybriden Multicloud-Umgebungen überwachen, managen und optimieren können.
Noch sind es vor allem internationale Firmen, die ihr Engagement zeigen. Sie haben erkannt, wie wertvoll der Außenauftritt auch für das Recruiting ist. Warum sollten nicht auch Sie den Vorteil nutzen? Nachhaltigkeit braucht eine Stimme: Zeigen Sie heute noch Ihre grünen Ziele und Maßnahmen. Ihre zukünftigen Mitarbeitenden wollen es wissen.