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Ohne engagierte Mitarbeiter:innen kann kein Unternehmen bestehen. Das klingt zwar gut, aber in der Praxis ist es nicht so einfach. Denn der Fachkräftemangel macht Unternehmen nicht nur zu schaffen, er klettert auf Rekordwerte. Über die Hälfte der Unternehmen kann offene Stellen nicht besetzen, hat das DIHK ermittelt.

Aber das ist nicht das einzige Problem. Denn nur weil jemand in einer Firma arbeitet, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie da auch bleiben möchte. Die „Great Resignation“ greift spätestens seit der Pandemie immer mehr um sich – also die Wechselbereitschaft vieler Beschäftigter. 65 Prozent wollen hierzulande den Job wechseln, und das innerhalb der nächsten drei Jahre. Das Gallup Institut nennt noch eine weitere alarmierende Zahl: Fast 40 Prozent der Mitarbeiter:innen fühlen sich ausgebrannt. Wenn so viele weggehen, blutet ein Unternehmen aus.

Was also tun? Wie können Firmen Talente anziehen und Beschäftigte dann auch noch langfristig halten? Um dabei jeweils erfolgreich zu sein, müssen Arbeitgeber:innen zur Marke werden. Denn dann schaffen sie eine emotionale Bindung zwischen Firma und Mitarbeitenden. Das weckt Interesse und verhindert das Ausbrennen – denn gerade die fehlende emotionale Verbindung ist es, die vielen wechselwilligen Beschäftigten laut Gallup-Studie fehlt.

Aber wie steigen Unternehmen ins Employer Branding ein? Das ist gar nicht so schwer und klappt auch mit kleinen Budgets.

1. Ein gutes Arbeitsklima muss sein – beweisen Sie es!
Mitarbeiter haben Spaß an der Arbeit

Ein gutes Arbeitsklima gehört zu den wichtigsten Faktoren bei der Jobsuche.

Zu einem guten Arbeitsklima gehören zum Beispiel entspannte Stimmung, Wertschätzung und Respekt. Es gibt wohl kaum jemanden, der oder die nicht in einer solchen Umgebung arbeiten will. Wenig überraschend darum: Für 94 Prozent der Beschäftigten ist ein gutes Arbeitsklima das wichtigste Merkmal der Unternehmenskultur. Es ist sogar viel wichtiger als Spaß bei der Arbeit. heißt es in der Studie Communication-Spirit 2023 jedenfalls für die Kommunikationsbranche.

Aber woher sollen Bewerber:innen wissen, wie gut Ihr Arbeitsklima ist? Das ist einfach: Mit unabhängigen Arbeitgebersiegeln beweisen Sie es. Diese bieten Interessenten Orientierung und machen Sie glaubwürdiger. Für potenzielle Mitarbeitende ist das ein wertvoller Indikator.

Ich empfehle drei Siegel, die ohne großen Aufwand oder hohe Kosten zu haben sind: Fair Company, Arbeitgeber der Zukunft und kununu. Die Auszeichnung als „kununu Top Company“ ist sicherlich die ehrlichste. Warum das so ist? Das zeigt Tipp 2.

2. Kritik sollte ein Ansporn ein

Die Bewertungsplattform kununu kommt vor allem bei der Gen Y und Z gut an. Wie sieht es in einer Firma mit Work-Life-Balance, Atmosphäre und Kollegenzusammenhalt aus? Aussagekräftige Infos dazu finden Interessierte auf dem Portal. Die Aussagen und Noten stammen von aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter:innen. Weil die Beurteilungen anonym abgegeben werden, sind sie auch authentisch.

Klar, negative Bewertungen liest keine Firma gern. Aber natürlich kann es die auch geben. Wichtig ist, wie Sie als Unternehmen damit umgehen. Kritik sollten Sie unbedingt ernst nehmen – und als Anregungen zur Verbesserung verstehen. Es ist außerdem empfehlenswert, alle Beiträge zu kommentieren und sich für das Feedback zu bedanken – egal, ob es positiv oder kritisch ist. Wer so reagiert, hat gute Chancen, den kununu-Score mittelfristig deutlich zu verbessern. Das hat einen schönen Nebeneffekt: Es zeigt, dass sich das Arbeitsklima verbessert hat.

3. Feedback auch als Chef:in einholen und aushalten

Feedback-Gesprächen sorgen für wertvolle Impulse zur Verbesserung der Führungs- und Unternehmenskultur.

Es ist natürlich unerfreulich, wenn sich Mitarbeiter:innen öffentlich echauffieren. Innerlich haben sie sich wahrscheinlich dann sowieso schon verabschiedet – oder sie sind längst gegangen. Kritik sollten Sie darum jederzeit ernst nehmen. Am besten verankern Sie Kritikfähigkeit tief in der Unternehmenskultur – auch für Sie als Chef:in.

Holen Sie sich proaktiv und regelmäßig Feedback von ihren Beschäftigten ein. Das geht bei jährlichen Entwicklungsgesprächen: Dann geben Sie Mitarbeitenden Rückmeldung und die Ihnen. Noch besser ist es, zusätzlich kurze Quartalsgespräche abzuhalten, 15 Minuten sind meist völlig ausreichend. Die Termine haben nur ein Ziel: Ihre Angestellten geben Ihnen Feedback – und nicht umgekehrt.

4. Branding auf die Kaffeetasse und das Laptop

Laptops, Stifte, Blöcke, Kaffeetassen nutzen Mitarbeiter:innen im Arbeitsalltag ständig und haben sie darum immer vor Augen. Aber warum x-beliebige Kulis und Tassen nutzen? Schon Kleinigkeiten können helfen, Ihr Unternehmen zur Marke zu machen. Mit ihrer Hilfe identifizieren sich die Beschäftigten viel besser – und fühlen sich emotionaler gebunden. Besonders wertvoll ist das im Homeoffice, wo sonst wenig an die Firma erinnert.

Wie das geht? Schaffen Sie Tassen, Stifte, Blöcke und Laptop-Aufkleber mit Logo und Farben Ihrer Firma an. Im Employer Branding steckt schließlich das Branding mit drin.

5. Mitarbeiter-Journey von Anfang bis Ende

Beim Employer Branding geht es aber längst nicht nur um Recruiting oder eine spätere Bindung ans Unternehmen. Wichtig ist auch, dass sich Mitarbeiter:innen jederzeit abgeholt und anerkannt fühlen sollten. Das beginnt bei der Stellenausschreibung und setzt sich beim wertschätzenden Umgang während des Bewerbungsprozesses fort. Für einen reibungslosen Start sollte anschließend das Onboarding sorgen. Nützlich ist ein kleines Welcome Kit, das die neuen Beschäftigten am ersten Tag bekommen.

Die Mitarbeiter-Journey endet erst mit dem Offboarding: Eine anständige Verabschiedung muss drin sein, idealerweise mit Ausstiegsgespräch und wohlwollendem Zeugnis. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, entwickelt sogar ein Alumni-Programm: Damit halten Sie auch nach dem Ausscheiden mit Ex-Mitarbeitenden Kontakt.

Fazit: Employer Branding startet mit Quick-Wins – aber es muss weitergehen

Die ersten Schritte hin zu einer Arbeitgebermarke sind ziemlich einfach. Viel Geld müssen Sie nicht in die Hand nehmen. Was Sie brauchen, ist nur Engagement und ein guter Wille. Employer Branding funktioniert aber nur, wenn Sie es wirklich ernst meinen – und noch dazu authentisch bleiben. Was Sie tun, muss zu Ihrer Firma passen. Im Idealfall machen Sie dann ganz automatisch Mitarbeitende zu Markenbotschafter:innen, bei Social Media und im Freundeskreis.

Meine Tipps lassen sich als Quick-Wins schnell umsetzen, um ins Rollen zu kommen. Allerdings sollten Sie Employer Branding spätestens im zweiten Schritt strategisch denken. Dazu müssen Ihre Werte ermitteln, und ein Werteversprechen abgeben. Das geht allerdings nur mit einem Blick von außen – und dafür benötigen Sie Profis.

Volker Schmidt

Author Volker Schmidt

CEO von Akima Media. Leidenschaftlicher Fußballspieler, Kaffeeliebhaber und Hobbykoch. Hält es gerne mit den Worten von Richard Branson: "Take care of your employees and they will take care of your customers."

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